Aufzucht

Nachdem das Küken Ende Juli schlüpft, verzehntfacht es sein Gewicht innerhalb eines Monats. Das Küken erhält durch die Eltern zweimal innerhalb von drei Tagen je 60 g Nahrung, so dass es kräftig wächst und Fettreserven anlegen kann. Untersuchungen zeigen, dass die Küken auf Madeira mit durchschnittlich 74 g pro Mahlzeit gefüttert werden, während sie auf den Azoren im Schnitt etwa 61,9 Gramm pro Mahlzeit bekommen. Mit etwa 5 Wochen bekommen die Küken die ersten Federn; mit 7 Wochen haben fast alle ein Federkleid. Mit rund sechs Monaten erreichen die Jungen die Größe der Eltern. Wenn sie schließlich flügge sind, wiegen die Nachkommen genauso viel oder sogar mehr als ihre Eltern.

Gelbschnabel-Sturmtaucher besitzen keinen dehnbaren Hautsack am Unterschnabel, der es etwa Pelikanen ermöglicht, die Nahrung zu den Jungen zu bringen. Vielmehr füttern Gelbschnabel-Sturmtaucher ihre Jungen mit öligem Magensaft aus vorverdauter Nahrung. Bei weiten Ausflügen ist die Nahrung stärker vorverdaut, bei kurzen Flügen entsprechend weniger. Die Eltern würgen den Magensaft in den offenen Schnabel des Jungen. Der Schnabel der Eltern wird dabei soweit wie möglich geöffnet, während das Junge seinen Schnabel schräg darunter hält, so dass der Magensaft wie in einer Rinne fließt. Die Zunge des Gelbschnabel-Sturmtauchers scheint eine spezielle Verbindung in der Mundhöhle und eine charakteristische Form zu haben, die es ihnen ermöglicht, die flüssige Nahrung optimal an das Junge zu übergeben. Während der Fütterung ist das Junge in der Regel sehr lebhaft und artikuliert sich durch Laute.

Drei Gelbschnabel-Sturmtaucher, die in einer Studie beobachtet wurden, waren durchschnittlich neun Tage vom Nest entfernt, was mit einer regelmäßigen Fütterung der Küken zweimal innerhalb von drei Tagen an sich unvereinbar ist. Während dieser langen Reise verbrachten die Vögel mehr als die Hälfte der Zeit im Flug, vor allem während des Tages. Die Geschwindigkeit der Gelbschnabel-Sturmtaucher, mit der sie zum Nest zurückkehrten, war größer als die Geschwindigkeit bei der Nahrungssuche. Einer der Gelbschnabel-Sturmtaucher erreichte beim Rückflug eine Geschwindigkeit von 105 km/h; die durchschnittliche Geschwindigkeit beim Wegflug lag hingegen bei 45 km/h. Bei der Nahrungssuche fliegen die Gelbschnabel-Sturmtaucher oft weit nach Norden – bis Cape Cod (Maine, USA), Kanada und England.

In einer anderen Studie zeigte sich, dass die Jungen ein bis zwei Mal alle drei bis vier Tage gefüttert wurden, wobei aber auch in einem Fall festgestellt wurde, dass ein Junges mindestens sechs Tage lang nicht gefüttert wurde.

In einer weiteren Untersuchung, die Gelbschnabel-Sturmtauchern der Berlenga-Inseln galt, wurde nachgewiesen, dass sie hauptsächlich morgens und abends auf Nahrungssuche sind; dabei tauchen sie morgens insgesamt zwei Stunden und abends eine Stunde. Diese Gelbschnabel-Sturmtaucher entfernten sich maximal 63 km von der Brutkolonie und kehrten spätestens am Ende des zweiten Tages zum Nest zurück.

Ab Mitte Oktober beenden die Eltern die Fütterung ihrer Jungen und besuchen sie nicht mehr. Die Jungvögel verlassen allmählich das Nest und machen Übungsflüge in der näheren Umgebung, kommen mehrfach zurück und fliegen erneut aus. Gelbschnabel-Sturmtaucher orientieren sich offenbar sehr gut an den Sternen, aber auf ihrem ersten Flug, vor allem bei bewölkter Nacht, werden sie leicht durch künstliche Lichter angezogen und verwirrt, wodurch sie manchmal ihr Leben verlieren. Auch Vollmond scheint ihren Orientierungssinn zu irritieren. Jungtiere, die erfolgreich ihre ersten Flugstunden gemeistert haben, fliegen mit den erwachsenen Tieren ab Ende Oktober in großen Schwärmen in den Südatlantik. Hier droht ihnen hauptsächlich durch die Fischerei Gefahr. Nach einer brasilianischen Studie von 1994 bis 2001 machte Calonectris diomedea borealis über die Hälfte der toten Seevögel an der Landesküste aus.

Gelbschnabel-Sturmtaucher reagieren nicht besonders empfindlich auf menschliche Anwesenheit, auch wenn sie deren Geruch wahrnehmen können. So berichtet Antonio Reis von der Fajã de São João auf São Jorge, dass ein Brutpaar seit Jahren in seinem Weinkeller unter einigen Brettern nistet und stets dorthin zurückkehrt, um genau an derselben Stelle das Ei zu legen. Die Vögel gelangen durch eine kleine Katzenpforte in den Keller, wo sie im rückwärtigen Teil nisten. Auch wenn Antonio Reis zur Weinlese den Keller betreten muss, lassen sich die Vögel nicht stören. Im Sommer, wenn einige Besucher bis spät in die Nacht vor dem Keller sitzen und dort Karten spielen, fliegen die Vögel so lange über sie hinweg, um die Menschen zu verscheuchen, bis sie sich zurückziehen und die Gelbschnabel-Sturmtaucher ungestört in den Keller gelangen. Wenn das Junge flügge ist, geht es – offenbar der Geruchsspur der Eltern folgend – quer durch den Keller, um ihn durch die Katzenpforte zu verlassen.