Klima

Bereits Alexander von Humboldt erfreute sich des ganzjährig-frühlingshaften Klimas, das zu Recht als das dem Menschen zuträglichste der Welt gilt. 1799 notierte der deutsche Gelehrte: »Im Winter, während der Vulkan mit Eis und Schnee bedeckt ist, genießt man in diesem Landstrich eines ewigen Frühlings. Sommers, wenn der Tag sich neigt, bringt der Seewind angenehme Kühlung.« Während ein wüstenhafter Trockengürtel auf gleicher geographischen Breite den afrikanischen Kontinent umspannt, bestimmen gemäßigte Temperaturen und relative Feuchtigkeit das Klima des Archipels. Mehrere Umstände, die auf den Kanaren glücklich zusammentreffen, begründen dieses ausgeglichen-milde Klima:

Die Kanaren zeichnen sich durch ein Randpassatklima mit winterlichem Zyklonaleinfluss aus. Im Sommer liegen die Inseln im Bereich der Passatwinde, einer ziemlich gleichförmigen Nordostströmung (20 bis 25 km/h), die im erdumspannenden Hochdruckgürtel wurzelt. Der Archipel liegt so weit vom Festland entfernt, dass die ursprünglich trockenen Passate beim Hinwegstreichen über das Meer merklich Feuchtigkeit tanken und sich dabei gleichzeitig etwas abkühlen können. Auf etwa 1000 m Meereshöhe ballen sich tagsüber die charakteristischen Passatwolken zusammen, während sie sich nachts wieder auflösen.

Die Passatwolken besitzen zwar nicht genügend Feuchtigkeit, um bis zum Abregnen aufzuquellen, doch stauen sie sich an allen Erhebungen, die bis in ihre Höhe aufragen. Auf Teneriffa kommt es auf der Nordseite der Insel (Luvseite), etwa an dem Bergrücken der Cumbre Dorsal, fast täglich zum Passatwolkenstau. Die Höhenzone, die regelmäßig in den Wolken liegt, beginnt bei 400 m und reicht bis 1500 m Meereshöhe; weiter können die Passatwolken nicht aufsteigen. Dieser Bereich ist häufig in Nebel gehüllt, und es kann leichter Sprühregen auftreten. Hingegen ist die den Passatwinden abgewandte Südabdachung der Gebirge (Leeseite) sonnig und fast wüstenhaft trocken.

Für die klimatische Höhendifferenzierung der Insel ergibt sich auf der Nordseite daher folgendes Bild: Einen mäßig trockenen Bereich unter den Passatwolken (bis 500 mm Jahresniederschlag), einen feuchten Bereich in den Passatwolken (500 bis 1000 mm Jahresniederschlag) mit Nebel und Sprühregen und einen trockenen Bereich über den Passatwolken (in den Cañadas 400 mm Jahresniederschlag).

Im Winter wird diese sehr gleichförmige Wetterlage gelegentlich durch Tiefausläufer gestört, die über die Kanaren hinwegziehen. Da sich der subtropische Hochdruckgürtel in dieser Jahreszeit weit nach Süden verlagert, geraten die Kanaren in das Wurzelgebiet der Passate. Das schwache Hoch, das sich dann in der Nähe des Archipels festsetzt, kann durch ein vorbeiziehendes Tief vorübergehend abgedrängt werden. Im Winter, der Hauptregenzeit auf den Kanaren, kommt es daher gelegentlich zu heftigen Niederschlägen, die ab 1200 m in Schnee übergehen. Zwischen November (dem regenreichsten Monat) und Februar fallen mehr als Zweidrittel des Jahresniederschlags.

Ganzjährig ausgleichend auf die Lufttemperatur wirkt das Meer, denn der Archipel liegt im Bereich einer kühlen nördlichen Meeresströmung, des Kanarenstroms. Im Sommer sorgt er bei Wassertemperaturen um 23 °C für eine willkommene Abkühlung, im Winter bei 19 °C für eine leichte Erwärmung der Luft. Im Küstenbereich bewegen sich die Durchschnittstemperaturen der Luft zwischen 19 °C im Januar und 24 °C im Juli, während die Cañadas extreme Tagesschwankungen verzeichnen. Selbst im Hochsommer kann das Thermometer hier trotz starker Sonneneinstrahlung und Erwärmung nachts nahe auf den Nullpunkt sinken.